1. Advent

Fick dich, erster Advent. Fick dich, scheiß Weihnachtszeit. Fick dich, scheiß Winter. Fick dich, scheiß Adventskalender!
Ich hasse meine Mutter so, so verdammt! Sie ist so egoistisch, gönnt mir rein gar nichts. Will alles nur für sich. Meinen Papa, sein Geld, sein Auto.
Ich lebe schon von nichts. 30 € Taschengeld im Monat. Ab und zu gibt Papa mir Geld. Mama dreht dann durch. Genauso wenn ich das Auto habe. Und ich brauche eine neue Brille, als ich mit meiner Schwester los war ist Mama zu Hause ausgerastet. Hat Papa angeschrien, dass ich mir eh eine sau teure aussuche. Aber wenn sie ihre mit Absicht kaputt macht! Die Brille kostet jetzt 150 €. Mama ist fast durchgedreht. Schließlich könnte ich warten bis ich Geld vom Amt kriege. Und auch beim Adventskalender sieht man das. Sie verlangt, dass Papa ihr einen für 10 € kauft. Und was habe ich? Einen von Kik. Ich hasse Schokolade im Adventskalender, und die billige erst recht nicht. Das wissen meine Eltern seit 10 Jahren! Aber es interessiert sie alles nicht mehr. Sie wollen sich auch nicht die Mühe machen, den Kalender vom Dachboden zu holen und jeden Tag ein Bonbon rein zu machen oder was auch immer. Würde ich mich 10000 Mal mehr freuen. Nein, ist den egal. Als ich mal wieder sagte, ich mag die Schokolade nicht, haben sie nur gesagt, das Ben sich freut.

Ich hasse es. Meine Mutter beeinflusst meinen Vater so sehr. Wickelt ihn um die Finger. Und ich stehe immer als doofe da. Meine Schwester kann sich selbst alles kaufen, was sie brauch. Papas Geld geht hauptsächlich für Mama drauf und halt die laufenden Kosten. Papa gönnt sich schon sehr, sehr selten was. Und ich muss betteln und darf mir regelmäßig von meiner Mutter anhören, dass ich doch arbeiten soll. Sagt SIE! Die seit 8 (!) Jahren nichts mehr gemacht hat!!

Ich will nicht immer nur das 5. Rad am Wagen sein. Ich will hier endlich raus. Ich kann nicht mehr.
Ich sitze hier und heule und heule, heule, heule.

Mein Leben hasst mich

Ich bin zum Gesundheitsamt gefahren. Als ich ausm Haus bin, habe ich gemerkt, dass es viel zu kalt ost, bzw. Ich viel zu wenig an hab. Dann habe ich gemerkt dass ich keinen Schlüssel mit hatte, konnte mir nicht mal mehr ne Jacke holen. Dann kam der Bus zu spät und im Bus ist mir aufgefallen, dass ja niemand da ist, wenn ich nach Hause komme und ich ohne Schlüssel schlecht rein komme. Dann hat es noch angefangen zu regnen, und natürlich hab ich keinen Regenschirm mit. Und nur eine dünne Sweatshirtjacke an. Bin dann zum Gesundheitsamt im Regen und frierend durch die Stadt gelaufen. Da musste ich feststellen, dass ich mit einer Ärztin reden muss und nicht wie ich dachte mit einer Sozialarbeiterin. Da war mir klar, dass ich nicht ehrlich sagen kann, wie schlecht es mir geht. Als die dann fragte, sagte ich „Es geht…“. Sie fragte, wie die Stimmung ist. Ich hab gesagt nicht gut. Dann musste ich noch so viel erzählen, was mich belastet. Also warum ich ausziehen will. Wegen dem Trauma.
Hätte ich gesagt, wie es mir wirklich geht, würde ich jetzt zwar nicht ne Stunde auf den Bus warten müssen, aber dann wäre ich aufm Weg in die Klinik. Im Krankenwagen.
Jetzt sitze ich hier vorm Rossmann auf einer Bank und kämpfe seit einer halben stunde mit mir, ob ich Klingen kaufen soll oder nicht.
Ja. Mein Leben muss mich hassen. Meine Therapeutin hat auch noch nicht geschrieben.

Selbsthass

Früher konnte ich nicht verstehen, wie sehr sich Menschen hassen können. Ich habe mich zwar noch nie wirklich gemocht, aber es gab immer Menschen, die ich noch weniger mochte und gehasst habe. Ich konnte mich oft nicht annehmen, wie ich war. Hab gehungert, um abzunehmen, ich habe mich selbst verletzt. Aber nie, weil ich mich richtig gehasst habe. Ich habe nie verstanden, dass sie Menschen verletzen, weil sie sich hassen. Früher habe ich mich verletzt, weil ich andere hasste, sauer war, streit hatte. Es kam viel von außen.

Doch heute. Heute kann ich die ganzen Menschen verstehen. Ich hasse mich. Fast durchgehend. Es gibt keinen Menschen, den ich mehr hasse, als mich. Ich verletze mich nicht mehr, weil ich Streit hatte oder so. Nein. Es ist alles in meinem Kopf, und dabei viel, viel Selbsthass.
Das Symptom, also die Selbstverletzung, ist seit 8/9 Jahren beständig geblieben. Doch der Grund dafür nicht. Der wandelte immer wieder. Und tut es auch heute noch.

Tränen

Ich bin gerade mal wieder am Ende. Ich kann nicht mehr. Ich fühle mich alleine, ungeliebt, gehasst. Ich weine, weil ich traurig bin, dass ich niemanden habe, der mich liebt. Dem ich wichtig bin. Ich meine, gut, ich kann wieder weinen. Aber ich will einfach nicht mehr leben. Ich bin unfähig zu leben, zu lieben  und zu lachen. Ich kann nichts. Bin aber zu feige, meinem Leben ein Ende zu setzen.
Ich hab ihn heute gesehen. Nach ca. einem Jahr mal wieder. Es tut so weh zu sehen, dass er mich behandelt wie Luft. Als hätten wir uns nie gekannt. Nie gemocht, nie geliebt. Als wären wir nicht mal die wichtigsten Personen füreinander im Leben gewesen. Es tut so weh. Und natürlich bin ich an allem Schuld. Wie immer. Danke Leben, ich hasse dich auch. Erinner mich immer wieder daran, wie schlecht und scheiße ich bin.
Wie ein Embryo zusammen gerollt liege ich im Bett und weine. Mit meinem Kuscheltier im Arm.

Er…

Er – der mir das Leben rettete.
Er – der mir fast das Leben nahm.

Er – der mir zeigte, wie schön das Leben sein kann.
Er – der mir zeigte, wie grausam das Leben ist.

Er – der mir beibrachte, zu vertrauen.
Er – der mir beibrachte. Dass man niemandem vertrauen kann.

Er – der mich vom Alkohol weg brachte.
Er – der mich dazu brachte, mich immer wieder sinnlos zu betrinken.

Er – für den ich aufhörte zu Rauchen.
Er – wegen dem ich wieder anfing zu rauchen.

Er – der mir Selbstvertrauen beibrachte.
Er – der mein ganzes Selbstvertrauen zerstörte.

Er – der mich vom Selbstverletzen weg holte.
Er – wegen dem ich mir die Arme auf schnitt.

Er – der mich aus meinem Loch raus holte.
Er – der mich in das größte Loch stieß.

Er – der mir zeigte, dass nicht alle Männer scheiße sind.
Er – der mir Bestätigung gab, dass alle Männer gleich sind.

Er – der mich von den Tabletten weg brachte.
Er – wegen dem ich oft eine Überdosis nahm.

Er – der mir sagte, dass er mich liebte und immer für mich da sei.
Er – der mich hasst und sich nie wieder meldete.

Warum das ganze jetzt? Ich habe letzte Nacht mal wieder von ihm geträumt. Es ist nun so ziemlich genau 2 Jahre her. 2 Jahre ohne Kontakt. Wenn wir uns gesehen haben, tat er so, als hätte ich ihn nie gekannt. Dabei war er mal mein Leben. Und er hat mich so zerstört. Er hat mich dazu gebracht, dass ich unfähig bin, zu lieben, Gefühle zuzulassen, zu vertrauen. Er hat mich kaputt gemacht über die ganzen Jahre verarschen, fremd gehen, lügen. Jahre voller Lügen. Und ich mit meiner Rosaroten Brille, die jedes Mal dachte, dass er sich geändert hatte. Ja, das hatte er auch, aber leider ist er das geworden, was er nie werden wollte. Und nun hasst er mich. Warum er mich? Er meinte, ich hätte ihn kaputt gemacht. Ok, klar, es war nie einfach mit mir, das gebe ich zu, manchmal war es sogar ziemlich kompliziert. ABER: Ich habe ihn NIE angelogen, NIE betrogen, NIE verarscht oder hingehalten. Er schon. Fast 4 Jahre, immer und immer wieder. Und ich bin 4 Mal immer und immer wieder drauf rein gefallen. Ich könnte heulen, ich vermissen ihn schon, aber der, der er damals war, als er noch mein bester Freund war.
Da war er fürsorglich, hat auf mich aufgepasst, war immer da, wenn es sein musste auch Tag und Nacht. Immer, wenn es mir schlecht ging, kam er oder hat mich abgeholt. Wollte mich nie alleine lassen. Hat mich in Arm genommen, getröstet. War mein einziger Halt. Er hat sogar in meinem Bett geweint, als ich ihm erzählt habe, was früher passiert ist und warum ich so bin, wie ich bin. Er hat geweint und hab mich ganz doll in Arm genommen, mich fest gehalten und mir ins Ohr geflüstert, dass er immer da sei, egal was passiert. Er würde aufpassen, dass mir so etwas nie wieder passieren würde. Er hatte so einen Hass auf meinen Bruder. Und er sagte immer, immer wieder, auch Jahre später noch, dass ich ihn anrufen soll, falls mein Bruder auftaucht, er holt mich dann da raus und passt auf mich auf. Auch wenn wir gerade mal wieder Streit und keinen Kontakt hätten.
Doch mitlerweile ist das nicht mehr so. Es ist ihm egal, ich bin ihm egal. Was mit mir ist, wie es mir geht – alles egal. Letztes Jahr hat er eine neue Handynummer bekommen, da ist für mich eine Welt zusammen gebrochen. Auch wenn er nie dran gehen würde, war es immer noch ein Stück Sicherheit, seine Handynummer in meinem Handy gespeichert zu haben.

Der letzte „Kontakt“ war letztes Jahr im Januar. Einseitig, wie immer. Meine damalige beste Freundin meinte, sie müsse sich mit ihm treffen, ihn überreden für mich da zu sein, weil es mir ziemlich schlecht ging und ich einmal gesagt habe, dass er mich sonst immer nur daraus holen konnte, aus diesem tiefen, schwarzen Loch. Doch damit meinte ich nicht, dass er es auch diesmal könnte. Ich wollte es gar nicht.

Sie rief mich an und erzählte es mir. Erzählte auch, was er ihr über mich gesagt hat. Er hasst mich, ich habe ihn kaputt gemacht, sein Leben zerstört. Er wolle nie wieder etwas mit mir zutun haben, und auch mit meinen Freunden nicht. Ich hätte alles kaputt gemacht.

Daraufhin legte ich auf, mitten im Gespräch, weil ich total sauer war, und rastete erstmal komplett aus. War dabei, den Schrank und alles in dem Zimmer in der Klinik auseinander zu nehmen. Ich war so wütend, dass ich nicht mal heulen konnte. Irgendwann kam dann eine Pflegerin und hat versucht mich zu beruhigen. Sollte dann nochmal raus gehen, mich abreagieren. Hab ich, ende des Lieds war eine angebrochene Hand. Danach habe ich ihm eine bitterböse SMS geschrieben mit allen Dingen, die ich ihm nie sagen wollte, weil ich ihn nicht verletzen wollte. Bitterböse, fies, und echt verletzend. Aber er reagierte nicht. Mich aber erleichterte es. Und das wars.
Er war der, mit dem ich zuletzt zusammen war.

Selbsthass

Ich hasse mich.
Ich hasse mich, weil ich fett bin.
Ich hasse  ich, weil ich dumm bin.
Ich hasse mich, weil ich nichts kann.
Ich hasse mich, weil ich andere Menschen traurig mache.
Ich hasse mich  weil ich unfähig bin, mir eine Zukunft aufzubauen.
Ich hasse mich, weil ich so hässlich bin.
Ich hasse mich, weil ihr mich hasst.
Ich hasse mich, weil ich nichts hinbekommen.
Und am meisten hasse ich mich, weil ich es nichtmal schaffen, dem allen ein Ende zu setzen…