Therapie.. 

Therapie war so sehr anstrengend. Ich hab vieles erzählt, so ziemlich alles, was ich vor hatte, und noch viel mehr.

Ich hab von dem Schweigen erzählt und den Suizid Gedanken, von dem Drang mir immer krasser weh zu tun, von den ganzen Gefühlen, die zu viel werden und von den schrecklichen Nächten. Von den Bedürfnissen, die nie nie nie mehr erfüllt werden können. Von den Ängsten, der Traurigkeit, der Hoffnungslosigkeit. Von der Verzweiflung. Von dem Käfig, in dem ich mich selbst eingesperrt habe. Von dem Selbsthass, der Angst hier weg zu müssen, den wirren Gedanken und der Vernunft, die alles nur noch schlimmer macht. 

Die Stunde kam mir ewig vor, als würde sie nie enden. 

Sie hat vieles erklärt, damit ich es wenigstens verstehe und in der Hoffnung, dass es mir hilft, es anders zu machen, zu lernen. 

Ich würde mich selbst behandeln, wie meine Mama mich früher behandelt hat, weil ich es nicht anders kenne. Ich habe so viele kindliche Bedürfnisse, die früher nie gestillt wurden, aber die heute so auch keiner mehr stillen kann. Ich muss die Gefühle akzeptieren und zulassen, nicht immer tagsüber verdrängen, sondern reden, wenn jemand da ist. Nur so können die nächtlichen Zusammenbrüche verringert werden. Ich muss sowieso aus der Isolierung raus, mich mitteilen, es zulassen. Sonst endet es böse. Und dann muss ich hier weg, und das will niemand. Und das wäre, auch laut meiner Therapeutin, das Schlimmste im Moment. Ich muss Gefühle zulassen, über sie reden, sie akzeptieren und nicht immer mit der Vernunft weg drucken. Nicht immer denken „Ich darf so nicht fühlen!“. Denn es ist okey, Gefühle zu haben, sie dürfen da sein. Und ich darf sie auch äußern, nur so kann es besser werden. Ich darf mich nicht mehr und mehr kaputt machen. Sie ist schockiert über meine Gedanken. Meinen Selbsthass, Selbstzerstörungsdrang.

Ich bin traurig…

Bin traurig, weil die tollen Menschen so traurig, gebrochen, kaputt sind. Ich keinen heilen kann. Niemanden verlieren will. Ich bin traurig, weil alles so traurig ist. Weil so viele am Ende sind. So sehr leiden. Und ich keinem das Leid nehmen kann. Keinen reparieren kann. Niemanden retten kann, weil ich mich selbst retten muss. Ich bin traurig, weil ich Angst habe, noch mehr Menschen zu verlieren, weil sie kaputt sind und alles nicht mehr ertragen.

Und ich bin traurig, weil ich gerade alleine bin. Nur virtuell meine Gedanken teilen kann. Weil mir keiner die Tränen weg wischt. Weil mich niemand im Arm hält. 

Wünsche, Bedürfnisse..

Und Mal wieder wird mir Bewusst, warum ich nie das bekomme, was ich eigentlich brauche. Was ich mir wünsche. Ob es Aufmerksamkeit ist, Zuwendung, in Kliniken bestimmte (Zusatz)Therapien oder Leistungen… Ich schau eine Reportage und denke: Sowas konnt ich auch gebrauchen. Aber dafür müsste ich irgendwann Mal den Mund aufbekommen, nicht immer so tun, als wäre alles gut. Als würde ich schon klar kommen. Ich verstecke meine Bedürfnisse, kann sie oft nicht benennen und nicht mitteilen. Das ist ziemlich problematisch.. ich behindere mich selbst in der Therapie. Denke oft: Warum bekommen das andere und ich nicht? Bin ich nicht krank genug? Dabei… Bin ich ja selbst schuld…

Ich weiß gerade nicht, wie ich das passend ausdrücken kann. Aber vielleicht versteht es ja der ein oder andere… 

Es tut mir leid

Ich weiß nicht, wie es mir geht. Zerbreche mir seit Tagen den Kopf, was ich morgen in der Therapie sagen kann/soll/darf/will… Ich will nicht eingewiesen werden. Das würde alles verschlimmern. 

Ich will die Beziehung in den letzten Terminen nicht noch vertiefen, emotional bin ich gerade ziemlich weit weg von ihr. 

Gleichzeitig will ich sie nicht anlügen. Aber ich will auch nicht, dass sie sich Sorgen macht. 

Ich fühle mich so schlecht, dass ich so ’schlecht‘ über sie denke. Immerhin hat sie so viel für mich getan die letzten 1 1/2 Jahre. Aber ich bin nur ‚böse‘, weil sie mich ‚allein lässt‘ und nicht mehr lange für mich da ist. Anstatt dankbar zu sein, wie sehr sie mir geholfen hat. Nein, ich sehe nur das schlechte. Es tut mir so leid und weh, ich hasse mich deswegen, bin sauer auf mich und enttäuscht von mir selbst. Aber ich kann diese Gefühle leider nicht ändern, so sehr ich will. Es tut mir so leid. Wirklich.

Vermutlich werde ich mich nie trauen, ihr das so zu sagen. Aber es aufzuschreiben ist schon ein wenig hilfreich…

Beruhigen

Ich habe gestern Abend doch noch eine Gipsschiene bekommen. Einmal weil es so sehr weh tat und ich es aber trotzdem nicht geschafft hab, den Arm nicht zu benutzen und zum anderen, um den dunklen Teil in mir zu beruhigen. Bislang wirkt es ganz gut. Wenn man das so sagen kann… Ich hoffe, ihr versteht es wenigstens etwas.

Dann hatte ich heute ein seeeeehr langes Gespräch mit meiner Bezugsbetreuerin. Mir wurde Mal wieder mit geschlossenem Heim gedroht. Anfangs war ich mega sauer, aber sie hat es versucht zu erklären und dann hab ich es verstanden. Sie meinte, wenn ich selbst nicht auf mich aufpassen kann und immer mehr die Kontrolle verliere, muss ich die Verantwortung abgeben. Das kann auch noch schlimmer ausgehen mit der schlimmen Selbstverletzung. Sie nennt es mittlerweile schon Selbstverstümmelung… Ich verstehe ja, dass sie sagt, dass das hier nicht tragbar ist, wenn das noch 1-2 Mal vor kommt. Ich glaube, das hat mir Mal wieder die Augen geöffnet. Doch warum muss erst sowas passieren, bevor ich realisiere, wo ich mich da schon wieder rein reite? Kann ich die Verantwortung gerade wirklich nicht tragen? Ich weiß es nicht. Aber ich will nicht weg hier. Erst Recht nicht in eine geschlossene Einrichtung. Und doch gibt es einen Teil in mir, der das irgendwie will… Warum? Keine Ahnung. Ich trau mich nicht, es irgendwem zu erzählen. Nur ihr wisst es. 

Desweiteren hat meine Bezugsbetreuerin sich belesen und schlau gemacht, über Borderline, Selbstverletzung, Skills usw… Manchmal nervt es, wenn sie sagt: Ich hab das gelesen! Aber eigentlich bin ich froh, dass sie sich so erkundigt und auch Interesse zeigt und sich für mich einsetzt. Ich muss jetzt bis Mittwoch eine Va schreiben, erstmal Diary Card führen und feste Rituale entwickeln. Viel früher Bescheid geben, wenn ich merke, ich kann nicht mehr lange gegen steuern. 

Für die ganze Einrichtung gut ist vieles neu und fremd, sei es der Umgang mit Klienten wie mir oder das Verständnis meiner Krankheiten. Doch manche geben sich echt Mühe und das schätze ich sehr. Denn das ist hier eigentlich keine Therapeutische Einrichtung. 

Ich kann nicht mehr schreiben… Es tut weh. Wollte euch nur auf den neusten Stand bringen. Gute Nacht ❤️

Neuer Tiefpunkt…

Traurig aber wahr… Ich hab einen neuen Tiefpunkt erreicht, was Selbstverletzung angeht. Ich wollte es so, bzw. Das Monster in mir. Es war nie tief genug… Nie schlimm genug..  und auch jetzt schreit das Monster noch: ES WAR NICHT SCHLIMM GENUG. ER HAT DIE DRAINAGE WIEDER RAUS GEMACHT, WEIL ER SIE FEST GENÄHT HAT, AUSVERSEHEN, UND EINEN GIPS HAT ER DIR DANN AUCH DOCH NICHT DRAN GEMACHT. SIEHST DU, ES IST NICHT SCHLIMM GENUG!!!!! 

Der andere Teil in mir ist schockiert. Arterie durch, hatte ich schon, aber in den Muskel geschnitten noch nicht. Er hat den Knochen gesehen. Wer wollte Gips und eine Drainage anlegen. Dann doch nicht. Die Drainage hat er gezogen weil er sie aus Versehen fest genäht hat und nicht die ganze Wunde nochmal auf machen wollte. Und Gips wollte er erst anlegen, aber dann doch nicht​. Soll den Arm kaum belasten. Hoch legen und darauf achten, dass es sich nicht entzündet. Denn dann kann ich meinen Arm verlieren… Fuck, fuck, fuck. Was Hab ich getan?! 3 schichtig genäht… Muskel, Unterhaut und Oberhaut… 

ES IST NIE SCHLIMM GENUG. MACH WEITER, BIS DU STIRBST!!

Ich versuche so sehr, gegen die dunklen Anteile anzukämpfen. So sehr. Ich hoffe, sie gewinnen nicht wieder die Überhand. Aber für diese Nacht ist Ruhe. Ich versuche zu schlafen. Habe Medis genommen. Bin so fertig… 

Tut mir leid, dass es nur schlechtes zu hören gibt. Tut mir leid, euch zu enttäuschen. Tut mir alles so leid…