So, nun könnt ihr lesen, warum es für mich so schlimm war. Habe das aus einer Mail raus kopiert, die ich einer Email-Freundin geschickt habe. Rechtschreibfehler sind vermutlich genug vorhaben, was solls.
Vielleicht könnt ihr es ja halbwegs nachvollziehen.
Ich will schreiend weg rennen, wenn ich daran denke. Ich war dort genau einen Tag. Danach habe ich die ganze Zeit zu Hause geheult und wollte lieber weg laufen, sogar sterben, als da nochmal hin zu gehen.
Es war so chaotisch dort, ich war so alleine, niemand hat sich für mich zuständig gefühlt. Alles war so unorganisiert. Ich meine, ich bin auch chaotisch und alles, aber wenn ich in so eine Einrichtung gehe, brauche ich klare Struktur und Ordnung. Regeln. Und nicht, dass jeder machen kann, was er will. Das war so komisch, ich bin dahin, und war voll überzeugt, dass diesmal zu schaffen und vorran zu kommen, soweit zu kommen, dass ich danach alleine klar komme soweit. Ich wollte mich auf etwas neues einlassen. Und dann geh ich dahin, war um kurz vor 8 da, da wurde mir gezeigt wo es frühstück gibt und gesagt, dass um viertel vor 9 Morgenrunde ist. Ich wusste nicht wo, nichts. Niemand hat mir die Station gezeigt. Und die Mitpatienten waren so gruselig. Niemand hat geredet, alle kamen mir vor, wie stark sediert wie auf einer geschlossenen Akutstation. Und dann bei der morgenrunde auch. Und ich kam mir vor wie ein Geist. Niemand hat Notiz von mir genommen, nicht mal das Personal. Nach der Morgenrunde dann ein kurzes Infogespräch, mit einem Pfleger, der sich sehr lustig fand und mindestens genau so krasse Stimmungsschwankungen hatte wie ich. Er hat mich fast schon nieder gemacht wegen meinem Gewicht, hat sich lustig darüber gemacht, dass ich Vegetariern bin. Und auch darüber, dass ich keinen Saft vertrage. Fand er alles sehr lustig. Und zu dem Gewicht meinte er, wenn ich nicht abnehmen würde dort, würde ich sehr schnell raus fliegen. Weil ja meine Gesamtverfassung und die Arbeit an mir sich auch in meinem Gewicht wieder spiegeln würden. Hat irgendwas von einem Methabolischem Syndrom geredet, habe mich bis heute nicht getraut, dass zu googeln.
Und wenn ich nicht immer zu jedem ehrlich wäre, würde ich auch fliegen. Auch wenn es mir schlecht geht, und ich nichts sage. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt. Und verarscht, als er mir sagte, dass es 2 Stunden gibt, wo das Büro Sprechzeiten hat, und wenn die Tür zu ist, soll man auch nicht klopfen. Aber sich immer melden, wenn was ist?!
Das hat mir alles Angst gemacht. Und dann sind plötzlich alle Patienten wie ausgewechselt gewesen, als ich aus dem Gespräch kam. Schrien rum, stritten sich, tanzten, erzählten lautstark… als hätten sie zu viel Aufputschmittel bekommen. Und ich war immer noch wie ein Geist. Ich habe die ganze Zeit nur daran gedacht, dass ich sterben möchte, habe überlegt, ob ich sterben würde, wenn ich aus dem 2. Stock springen würde. Ärztliche Untersuchung hatte ich auch. Und dann noch die Frage, ob ich suizidal sei und sie Angst haben müsste, dass ich ausm Fenster springe oder vors nächste Auto laufe. Sie sagte dann, dass mir wohl kaum was passieren würde, wenn ich da raus springen würde und lachte. Ich fand das nicht lustig, weil ich die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt habe und überlegt habe, ob ich so dem Horror entkomme oder es schlimmer wird. Ihr dann glaubhaft zu machen, dass ich mich nicht umbringen wollte, war gar nicht so schwer. Lächeln auf, ein bisschen erzählt, dass Suizidgedanken immer da wären aber nicht akut. Sie war sehr schnell überzeugt.
Und ich habe danach und dazwischen und immer wieder nur gewartet, bis die Zeit vorbei geht und ich endlich heim kam. Die meiste Zeit habe ich damit verbracht, zu überlegen, wie ich aus diesem Albtraum aussteigen kann. Ohne schlimme Folgen.
Außerdem ging es mir insgesamt so verdammt schlecht wie lange nicht mehr über einen längeren Zeitraum. Außerdem kam ich mir selbst so fremd vor… ich war so anders als sonst. Wenn ich reden musste, nur das nötigste und gaaaanz leise, was ich eigentlich nie mache. Und ich war so vergesslich. Wusste nicht wer Personal und wer Patient war (Ehrlich gesagt, konnte man die vom Verhalten auch kaum Unterscheiden….) und ich konnte mir nichts merken, was mir erzählt wurde. Es gab nur einen Gedanken in meinem Kopf: Dem Albtraum entkommen.
Als es vorbei war (Weil ich so feige war, was zu sagen, also dass es mir schlecht geht, blieb mir nichts anderes über, als 8 1/2 Stunden durchzuhalten, was vermutlich nur klappte, weil ich den Großteil der Zeit nur in Dissos war…)
Zu hause habe ich alles erzählt, war wirklich fertig. Am Abend ist der Knoten geplatzt, ich habe geheult und geheult, wollte lieber abhauen oder sterben, als da nochmal hin zu müssen. Habe mit meiner Betreuerin geschrieben und dann mit meinen Eltern geredet, und gesagt, dass ich da nie mehr hin gehe. Habe gesagt, dass ich lieber Abhaue, als da nochmal hin zu gehen. Ich hatte wirklich krasse Angst davor. Habe dann meine Mutter dazu bekommen, dass sie am nächsten Morgen anruft. Ich war natürlich zu feige.
Nun ist der Albtraum vorbei und mir geht’s ganz okey. Außer meine kleinen krisen zwischendurch, aber nichts großes.
Naja, einen Tag später, hat mir meine Betreuerin mit geteilt, warum ich den Tag vorher so anders war, so bockig, stur und ängstlich. Erstens wegen der Dissoziation. Aber am Abend als ich nur noch geheult habe, war es wohl mein inneres, verletztes, ängstliches Kind, was sich nicht anders zu helfen wusste, weil es es nicht anders kennt. Und der erwachsene, normale Mensch in mir war untergraben.